Mehrsprachiges Vorlesen der Lehrperson in Schul- und Fremdsprache zur Förderung von Lesemotivation und Sprachbewusstheit für die Sekundarstufe I
Das Projekt MeVoL entwickelt, basierend auf dem Design-Based Research-Ansatz (DBR), ein Unterrichtssetting, das sprachübergreifendes Vorlesen von Lehrpersonen verbunden mit einem Strategietraining in Schul- und Fremdsprache umfasst.
Dem Projekt liegen die Annahmen zugrunde, dass um Lesekompetenzen systematisch zu fördern, Unterricht an Lesemotivation und sprachliche Rezeptionsstrategien der Lernenden anknüpfen muss. Zugleich fordern die Curricula in Österreich, Deutschland und der Schweiz, Synergien in den Lehr- und Lernprozessen des Schul- und Fremdsprachenunterrichts zu schaffen. Das Projekt untersucht daher, wie ein didaktisches Design angelegt sein soll, das von Lehrenden sowie Lernenden angenommen wird und Lesemotivation und Sprachbewusstheit in Fremd- und Schulsprache durch mehrsprachiges Vorlesen steigert.
Hierzu werden in einer Pilotstudie an teilnehmenden Projektschulen im Bodenseeraum Unterrichtsmaterialien für das mehrsprachige Vorlesen für den Deutsch-, Englisch- und den Französischunterricht entwickelt. Zusätzlich werden dazugehörige Weiterbildungsangebote theoretisch und praxiserprobt ausgearbeitet.
Es handelt sich bei den Projektpartnern um ein bereits etabliertes und erfolgreich zusammenarbeitendes Team, da die Projekttätigkeiten im Rahmen des internationalen Sprachennetzwerk Bodenseeraum verortet sind.
Problemaufriss
Das Projekt erarbeitet eine mehrsprachige Lesefördermaßnahme, um sprachübergreifend die Bereitschaft sich mit fiktionalen Texten in Schul- und Fremdsprache auseinanderzusetzen bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I zu fördern. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des Leseknicks, den viele Lernende in der Pubertät durchlaufen, relevant. Darüber hinaus ermöglicht das Design aufgrund seiner Anlage vielen Jugendlichen, in der Kindheit nicht gemachte Vorleseerfahrungen nachzuholen und literarischen Texten in Schul– und Fremdsprache mit Genuss anstatt mit Mühe zu begegnen.
Das didaktisch-methodische Design, das hierfür entwickelt wird, reagiert auf zentrale und im Moment noch ungelöste Probleme im Bereich der Schul- und Fremdsprachendidaktik:
- Die Ergebnisse der großen Leseleistungsstudien der letzten Dekade haben in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgezeigt, dass es insbesondere in der Sekundarstufe I große Defizite in der Lesekompetenz in Schul- und Fremdsprache gibt, v. a. bei Lernenden mit schwachem sozioökonomischen Hintergrund.
- Um Lesekompetenzen systematisch zu fördern, muss der Unterricht an der Lesemotivation anknüpfen.
- Anstelle eines isolierten Sprachenlernens soll der Unterricht in der Schul- und den Fremdsprachen stärker vernetzt werden.
- Neuere Modellierungen des multiplen Spracherwerbs stellen das dynamische Zusammenspiel zwischen allen erworbenen und erlernten Sprachen in den Vordergrund. Dennoch gibt es bisher nur wenige konkrete Vorschläge dafür, wie das mehrsprachige Repertoire von Lernenden im Leseunterricht genutzt werden kann.
Projektziele
Ziel ist es, ein mehrsprachiges Vorlesedesign inklusive geeigneter Lehr– und Lernmaterialien sowie Trainingsmaterialien zu entwickeln, die
- die Lesemotivation der Schülerinnen und Schüler sprachübergreifend fördern,
- dadurch für Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern Synergien für das Lernen und Lehren von Schul– und Fremdsprache schaffen,
- bei Lehrpersonen und Lernenden die Bereitschaft steigern, sich auf Lernprozesse in mehrsprachigen Lernumgebungen einzulassen, wobei Schülerinnen und Schüler mit vergleichsweise geringer Lesekompetenz nicht isoliert unterrichtet werden, sondern gemeinsam mit den stärkeren eine Kompetenzerweiterung erleben.
- Zudem wird ein Fortbildungsprogramm für Lehrpersonen ausgearbeitet, das sicherstellt, dass das mehrsprachige Vorlesen auch tatsächlich in den Schulen ankommt.
Zielgruppe
Das Projekt richtet sich an Lehrpersonen, verantwortliche Institutionen für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen, an Lehrmittelverlage und an interessierte Sprachdidaktiker/innen und Forschende.